Von Gast
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Die 50 wichtigsten Fälle EKG
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von Karais, Maximilian
Elsevier Verlag
21,95
1
*2010*
978-3-437-43960-5
Gast
sehr gut
sehr gut
gut
gut
befriedigend
21.5000
Dafür, dass dieses Buch mein erstes "Fall-Buch" ist, bin ich recht angetan von dem Konzept. Gerade<br />die Bearbeitung der Fälle in kleinen Gruppen von 2-3 Personen bringt viel und fördert Wissen zu<br />Tage, das man längst vergessen wähnte. Vom Buch selbst ziehe ich, auch wenn es an manchen<br />Stellen weniger anklang, ein überwiegend positives Resümee. Es ist ansprechend gestaltet, bietet<br />einige spannende Fälle und regt zum Nachschlagen an. Die Kritikpunkte sind zwar unschön, könnten<br />aber leicht beseitigt werden. Preislich ist das Buch ganz gut aufgestellt, da es mit 20,95€ immerhin<br />14€ billiger ist als "EKG-Kurs für Isabel" von Thieme, welches ähnlich viele Fälle bietet und zuätzlich<br />ein sehr gutes Lehrbuch ist. Alles in allem kann ich "Die 50 wichtigsten Fälle - EKG" von Elsevier allen<br />Lerngruppen, die nach Fällen zum Lösen suchen empfehlen.<br /><br />
2. Inhalt
Wie der Buchtitel verrät, umfasst das Buch 50 verschiedene Fälle. Damit wird ein ziemlich breites
Spektrum abgedeckt. Vom Herzgesunden bis zum Patienten mit Herzinsuffizienz oder Wolff-
Parkinson-White-Syndrom finden sich fast alle relevanten kardiologischen "Krankheitsbilder"
zwischen eigentlich gesund bis hin zu todkrank. Manche Diagnosen, wie Vorhofflimmern und Akutes Koronarsyndrom treten gehäuft auf, was, gemessen an den Fallzahlen, auch in der Klinik so ist. Alles in allem verbergen sich hinter den 50 Fällen 39 Diagnosen, die auch in Kombination auftreten können.
Zusätzlich gibt es, wie immer bei Elsevier noch Online-Inhalte, die neben dem Buch und dessen
Abbildungen auch einige Querverweise zu anderen Büchern des Verlages beinhalten. Dies hat
allerdings häufig den Anschein allzu heftiger Werbung anstatt einem weiteren Informationsinteresses zu dienen. Aus dem 4-Seiten-Prinzip plus Inhalts- und Stichwortsverzeichnis ergeben sich 207 Seiten Umfang.
3. Aufbau / Didaktik / Stichwortverzeichnis
Nach einer kurzen Einleitung, die auch die auf den ersten Blick vermissten Daten zu Maßstab
und Schreibgeschwindigkeit liefert, folgen ein sehr löbliches Abkürzungs-, Abbildungs- und zwei
Inhaltsverzeichnisse und schließlich der erste Fall. Den Aufbau möchte ich hieran exemplarisch
erklären: begonnen wird mit einem sportlichen Patienten bei einer Routineuntersuchung. Die
Anamnese ist in 5 Sätzen getan und die Laborparameter sind, wie so oft, ohne Referenzwerte
gegeben. Schade! Es folgen die 5 Fragen, von denen alle, bis auf die letzte, recht unspezifisch sind und einem nichts über den Fall verraten. Warum allerdings als letztes ein SA-Block erklärt werden soll, wissen wohl nur die Autoren. Im Großen und Ganzen ist die Einleitung des Falles und der meisten anderen recht leer. Es folgt ein gut leserliches EKG, das - Moment wie war noch gleich die Schreibgeschwindigkeit? - bis auf eine PQ-Verlängerung etwas bradykard ist. Naja, die Sportler
eben. Es folgt die Auswertung. Die EKG-Auswertung ist kurz, aber vollständig. Eines der vielgeliebten EKG-Abbildungen mit der PQ-Zeit hätte dem Anfänger hier sicher geholfen, doch dafür kann man sich ja ein Lehrbuch nehmen, oder? Die nächsten 3 Fragen setzen sich relativ vollständig mit dem AV-Block 1. Grades auseinander und lassen kaum Wünsche offen. Die letze Frage setzt sich, wie bereits erwähnt, mit dem SA-Block auseinander. Dies hat nichts mit dem Fall zu tun. Es ist eigentlich auch keine Differentialdiagnose und meist mit einem einfachen Brustwand-EKG nicht adäquat zu diagnostizieren. Wenigstens hat man diesen Sachverhalt abgearbeitet, denn als Diagnose tritt er nicht mehr auf. Alle weiteren Fälle halten sich sklavisch an diesen auch beworbenen 4-Seiten-Aufbau.
Didaktisch ist das Buch sinnvoll aufgebaut, die Fälle nehmen in ihrer Komplexität und Schwere zu.
Damit wird man nicht vor den Kopf gestoßen und ist stets motiviert, den nächsten Fall zu bearbeiten.
Auch ist die Auswahl der vorgestellten Diagnosen sinnvoll und meiner Meinung nach praxisnah,
jedenfalls der Epidemiologie der Diagnosen nach. Die Fragen in der Patientenvorstellung geben
einen guten Rahmen für die Abarbeitung des Falles vor. Die 5. Frage im 1. Fall mit einer reinen
Nachschlagefrage ohne Patientenrelevanz bleibt die Ausnahme. Das 4-Seiten-Prinzip wird ja etwas
polemisch in der Art: "In vier Seiten, von der Verdachtsdiagnose zur Therapie" beworben. 4-seitige Arztbriefe, was wär das für eine Welt! Das Konzept an sich überzeugt mich allerdings nicht. Zwar verstehe ich noch, dass man triviale Fälle (AV-Block 1°, Vorhofflimmern) nicht als solche abstempelt und nur in einer Fußnote erwähnt. Dass allerdings recht komplexe Krankheitsbilder mit wichtigen, auch nicht-kardiologischen Differentialdiagnosen (Akutes Koronarsyndrom, Elektrolytimbalancen), teilweise auf nur 4 Seiten gezwängt werden, ist mir unverständlich. Dafür wird eine willkürliche Patientenbeschreibung mit wenig aussagekräftigen Laborparametern zu einer Einleitung konstruiert. Nicht, dass ich falsch verstanden werde, die Einleitung gibt dem Fall eine praxisnahe Dimension und ist daher nützlich, aber eine zusätzliche Seite Auswertung und Ergänzung wäre wichtiger gewesen. Auch kleine Skizzen oder Verweise auf Abschnitte des EKG-Schrieb, wie bereits erwähnt, wären hilfreich und beschreiben mehr als viele Worte. Ebenso durch Referenzwerte, die jeden Laborbericht erst auswertbar machen, hätten solche Helferlein ja sukzessive im Buchverlauf eingespart werden können und hätten dem Leser ganz nebenbei diese Fakten vermittelt, ohne dass er sie am Ende vermisst hätte.
Das Stichwortverzeichnis hält, was es verspricht und spiegelt den Umfang des Buches gut wider.
Positiv ist mir das zweite Inhaltsverzeichnis des Buches aufgefallen. Es bietet die alphabetisch
sortierten Diagnosen mit Seitenreferenzen als Übersicht. Dies gibt dem Buch nach dem Durcharbeiten einen zusätzlichen Mehrwert, da man schnell zu einem Beispiel-EKG findet, ohne dass beim ersten Durcharbeiten zu viel über die Fälle verraten wird.
4. Zielgruppe
Als Zielgruppe würde ich Studenten mit soliden Grundkenntnissen des EKGs aus der Vorklinik
bezeichnen, die sich allerdings schon entweder den HKL-Kurs im 7. Semester oder aber weitere
klinische Literatur der Kardiologie zu Gemüte geführt haben. Nur so macht es Sinn, die Fälle zu
bearbeiten und selbst auf die Lösungen zu kommen. Als Lehrbuch kann und will es nicht dienen.
Folglich ist es zum Vertiefen und Wiederholen der klinischen EKG-Kenntnisse gedacht.
5. Relevanz für das Studium an unserer Fakultät
Das EKG als eine kostengünstige und aussagekräftige Diagnosetechnik ist aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Folglich sind solide Kenntnisse in dieser Technik von enorme Bedeutung und werden von einem Studenten erwartet. Ob man sich für dieses Buch zum Festigen seiner Fähigkeiten entscheidet, hängt ganz von seinem persönlichen Lerngewohnheiten ab. Am Besten kann man in Gruppenarbeit von diesem Buch profitieren.
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