Von Gast • 3. November 2011

Duale Reihe: Allgemeinmedizin und Familienmedizin

https://www.medforum-dresden.de/uploads/jreviews/201_thiemedualereiheallgemeinmedizin_1229981081.jpg Kochen, Michael Thieme Verlag 39,95 € 3., vollständig überarbeitete Auflage *2006* 3-13-141383-2 Gast sehr gut gut sehr gut gut gut 22.5000 Ein Allrounder und eine Bereicherung für jeden Bücherschrank. Man sollte sich bewusst sein, dass viele Inhalte an und für sich bekannt sind, aber spezifisch für den allgemeinärztlichen Bereich neu gewichtet werden.<br /><br />Das Buch enthält viele praktische Anschauungsbeispiele und Behandlungsvorschläge.<br /><br /><br /><br /> Erster Eindruck:

Da die Bücher der Dualen Reihe nicht unbedingt zu meinen Favouriten unter den medizinischen Lehrbüchern zählen, war ich beim Aufschlagen dementsprechend erst einmal skeptisch, vor allem was die Handhabung des Buches anbetraf.

Neugierig gemacht hatte mich dann allerdings die allumfassende Herangehensweise, mit welcher sich der Herausgeber dem Fach Allgemeinmedizin nähert, und die auffalllend häufigen und spannenden Fallbeispiele.




Inhalt:

Das Buch gliedert sich in fünf Hauptabschnitte:



A Spezifische Problemfelder in der Allgemeinmedizin (274 Seiten)

B Häufige Behandlungsanlässe (225 Seiten)

C Theoretische Grundlagen der Allgemeinmedizin (89 Seiten)

D Qualifikation in der Allgemeinmedizin (22 Seiten)

E Wichtige Formulare im hausärztlichen Alltag (14 Seiten)



Anhand der Seitenangaben erkennt man schon die Wichtung des Inhalts zugunsten von allgemeinen hausärztlichen Besonderheiten wie Hausbesuchen, Notfällen, Impfungen, Chronisches Kranksein, Arbeitsunfähigkeit und Rehabilitation sowie dem Umgang mit den verschiedenen Klientel einer Allgemeinarztpraxis etwa mit Kindern, alten Menschen und Ausländern.

Im zweiten großen Abschnitt folgen ganz konkrete Behandlungsanlässe für den Allgemeinmediziner wie Brust-, Kopf-, Bauch- und Halsschmerzen, Fieber, Schlafstörungen, Angst, Depression und Hautausschlag um nur einige zu nennen, wobei besonders auf differentialdiagnostische Erwägungen, dem Unterscheiden von potentiell gefährlichen und harmlosen Krankheitsverläufen und auf die für den Allgemeinmediziner adäquate Diagnostik und Therapieregime Wert gelegt wird.

Im Teil Theoretische Grundlagen wird der Hausarzt ins seinem Verhälnis zu Patient und Angehörigen gespiegelt, finden sich Überlegungen zur Familienmedizin und ein wenig Epidemiologie und Statistik.

Die Kapitel im Abschnitt Qualifikation zeigen auf, dass der Allgemeinmediziner nicht ausschließlich sein eigenes Süppchen kocht, sondern wie auf jedem anderen Gebiet der Medizin auch evidenzbasierten Leitlinien und Maßnahmen zum Qualitätsmanagement verpflichtet ist.

Sehr anschaulich und von großem praktischen Nutzen sind die Erläuterungen der gängigsten Formulare, welche uns als Medizinstudenten bei jeder Praxisfamulatur begegnen oder auch aus eigener Krankheitserfahrung heraus bekannt sind.



Aufbau/Didaktik/Stichwortverzeichnis:

In Aufbau und Layout unterscheidet sich das Buch nicht von seinen Geschwistern der Dualen Reihe. Ein Drittel einer jeden Seite wird von einem rosa Längsbalken eingenommen, auf welchem die jeweiligen Seiteninhalte zusammengefasst dargstellt sind, den ich beim Lesen allerdings größtenteils ignoriere. Vielleicht soll er beim wiederholenden Lesen behilflich sein, ich weiß es nicht. Für mich hat sich der Nutzen dieses Gestaltungskonzepts noch nicht offenbart.

Hervorzuheben, ja geradezu herausragend erscheint mir der Stil, mit welchem die Inhalte transportiert werden. Am Anfang der Kapitel und mit Beginn wichtiger Gedanken stehen Fallbeispiele aus dem Alltag eines Hausarztes (vermutlich des Autors.) Die daraus folgenden medizinischen Lösungsansätze erläutert und begründet der Arzt aus der Perspektive der 1. Person dann im folgenden Abschnitt. Unweigerlich machte ich mir beim Lesen der Fallgeschichten meine eigenen Gedanken und war häufig überrascht, wie unkonventionell und von unserer studentischen, von einer Universitätsklinik geprägten Denkweise abweichend der praktisch tätige Arzt seine Patienten behandelte.



Zielgruppe:

Das Buch richtet sich an Studenten mit einer Affinität zur Allgemeinmedizin und zur praktisch-häuslichen Medizin, somit eigentlich an uns alle. Denn wer wurde nicht schon einmal von Verwandten oder Freunden wegen kleiner oder größerer Wehwehchen konsultiert und erkennt in solchen Situationen den Mangel an eigenen praktischen Fähigkeiten. Der wissenschaftliche Medizinbetrieb spiegelt meiner Ansicht nach eben nur einen kleinen Teil des wirklichen Lebens und seiner Bedürfnisse wieder.



Relevanz für das Studium an unserer Fakultät:

Ich kann diesen Band der Duale Reihe für das Fach Allgemeinmedizin, welches im Präventionskurs im 9. Semester gelehrt wird, das Blockpraktikum Allgemeinmedizin, das man im Übrigen nach Rücksprache mit Frau Dr. Bergmann auch selbständig organisiert in den Semesterferien absolvieren kann, und für das Fach Arbeits- und Sozialmedizin (z.B. die Themen Erwerbsunfähigkeit, Rehabilitation) empfehlen. Darüber hinaus lese ich gerade parallel zu den Vorlesungsreihen Geriatrie, Klinische Pharmakologie und Naturheilkunde bestimmte Inhalte nach.

Auf eine Praxisfamulatur kann man sich mit dieser Lektüre sicher auch gut vorbereiten.